Yoga — Gesundheitsnutzen versus Modeerscheinung

Der ganzheitliche Gesundheitsaspekt, der heute im Fokus der Ausübung von Yoga liegt, ist wohl auch der Grund für die große Begeisterung weltweit. Denn Körper und Psyche gesund zu halten, passt genau zu den Lebensumständen unserer Industriegesellschaft: sitzende Tätigkeiten und mangelnde Bewegung, steigende Lebenserwartung und chronische Krankheiten, Stress und Reizüberflutung – hier kann Yoga entgegenwirken.

Dass die gesundheitliche Wirkung nicht nur theoretisch vermutet werden kann, sondern auch ganz praktisch existiert, haben inzwischen zahlreiche Studien und Untersuchungen bewiesen. Kaum jemand spricht Yoga einen großen Nutzen für die körperliche als auch die seelische Gesundheit ab. Rücken- und Kopfschmerzen, Durchblutungs- und Stoffwechselstörungen, Burn-out und Erschöpfung, Angstzustände und Schlafprobleme – bei den vielfältigsten Beschwerden kann Yoga helfen oder vorbeugen.

Im Zuge der intensiven „Modernisierung“ des Yogas seit Mitte des 20. Jahrhunderts zeigen sich nun verstärkt auch Veränderungen, die von der Tradition mehr und mehr abrücken. So werden heute beispielsweise Kurse in Power Yoga für Erwachsene angeboten, die körperlich sehr anstrengend sind und damit den Fitnessaspekt deutlich in den Vordergrund stellen. Damit geht man geradezu auf Konfrontationskurs mit den traditionellen Wurzeln. Denn vom Grundsatz her kann Yoga kein Fitnesssport sein. Sport verbraucht Energie, setzt den Körper unter Stress, führt zur Erschöpfung. Yoga hingegen zielt darauf ab, den Körper zu entspannen, den Geist zur Ruhe zu bringen, den Übenden mit Energie zu versorgen.

Auch bei diversen anderen „Innovationen“ scheint fraglich, ob dahinter nicht eher der Marketinggedanke anstelle von positiven Erfahrungen und gesundheitlichen Gesamtkonzepten steckt. Yoga für Männer, Hormonyoga, Business-Yoga … mit vielen Sonderformen wird versucht, möglichst viele Bevölkerungsgruppen anzusprechen. Auch wenn hierdurch kein Schaden entsteht, bleibt jedoch fraglich, ob die Notwendigkeit hierzu besteht. Denn vielleicht sind das klassische Hatha Yoga mit seinem Rückhalt in Tradition und Erfahrung und die hierin verankerten Stile letztlich doch völlig ausreichend – und zwar für jedermann!

“Vom Grundsatz her kann Yoga
kein Fitnesssport sein:
Sport verbraucht Energie,
Yoga gibt Energie.”